Chemie-Arbeitgeberverband Rheinland-Pfalz stellen Standortsicherung in den Fokus

„Wir müssen uns den Realitäten stellen“

Erster Aufschlag der IG BCE Rheinland-Pfalz im Vorfeld der Tarifverhandlungen für die chemische und pharmazeutische Industrie

Als erster Bezirk in Deutschland hat die IG BCE in Rheinland-Pfalz und im Saarland ihre Forderungen für die anstehende Tarifrunde in der chemischen Industrie bekannt gegeben. Die zuständigen regionalen Tarifkommissionen fordern für die 75.000 Tarifbeschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie in den beiden Bundesländern mindestens sieben Prozent mehr Geld. Zu den Kernforderungen der Gewerkschaft für die Tarifverhandlungen 2024 gehören außerdem mehr tariflichen Schutz ausschließlich für IGBCE-Mitglieder sowie eine Modernisierung des Entgelttarifvertrages. 

„Trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage sind höhere Entgelte dringend erforderlich. Ein Plus von mindestens sieben Prozent hilft, die Reallöhne vor den Auswirkungen der Inflation zu schützen und die Kaufkraft unserer Mitglieder zu erhalten“, so Roland Strasser, Verhandlungsführer in der gemeinsamen Tarifkommission für Rheinland-Pfalz und Saarland. Der Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz kommentiert die aktuellen Forderungen der Gewerkschaft IG BCE nach mehr Lohn: „Die Chemie-Industrie erlebt einen gravierenden Wandel voller Unsicherheiten. Gleichzeitig sind die Auftragsbücher leer und die Produktion ist nicht ausgelastet. Erste Anlagen wurden bereits abgeschaltet. Diesen Realitäten werden wir uns in den kommenden Tarifverhandlungen stellen müssen“, sagt Bernd Vogler. Der Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Rheinland-Pfalz erhält besorgte Rückmeldungen aus den Mitgliedsunternehmen: „Bürokratie, Energie und Logistik treiben die Kosten in die Höhe. Die Branche steckt in einer strukturellen Krise und die Politik bietet wenig Perspektive, damit die Chemie wieder in Fahrt kommt. Die Sozialpartnerschaft ist gefragt wie nie zuvor“, betont Vogler.

Umsatz- und Produktionsentwicklung der Branchen 2023

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz sank der Umsatz der Chemiebranche im vergangenen Jahr um 23 Prozent, die Produktion ging um 17 Prozent zurück. Der Umsatz der Pharmaunternehmen im Land ging um rund 45 Prozent zurück, was vor allem auf die stark gesunkene Nachfrage nach Medikamenten und Impfstoffen gegen Covid-19 zurückzuführen ist. Ähnlich entwickelte sich die Produktion, die sich mit einem Minus von 49 Prozent fast halbierte. Die Gummi- und Kunststoffverarbeiter büßten im vergangenen Jahr elf Prozent ihres Umsatzes ein, die Produktion sank im gleichen Umfang.

Arbeitgeberverband fordert gemeinsamen Wandel

Mit Blick auf die anstehenden Tarifverhandlungen zeigen die Arbeitgeber Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten. Gleichzeitig betont Vogler, „dass in der Chemie-Industrie bereits die mit Abstand höchsten Löhne gezahlt werden. Daher sollten wir gemeinsam die Standorte erhalten und den Wandel gestalten. Denn Beschäftigte und Unternehmen sitzen in einem Boot“. Die Verhandlungen für die rund 68.500 Chemie-Tarifbeschäftigten in Rheinland-Pfalz beginnen am 15. April 2024 in Frankenthal.