Produktion im Maschinenbau sinkt um 1,8 Prozent in den ersten zehn Monaten 2019

Prognose für 2020 bestätigt: Rückgang um 2 Prozent erwartet

Carl Martin Welcker, VDMA-Präsident

Die Maschinenbauer aus Deutschland müssen sich in einem zunehmend schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld behaupten. Das Jahr 2019 war geprägt von einer schwachen Weltkonjunktur, immer härteren Drohungen und Sanktionen in den globalen Handelsstreitigkeiten, sowie einem tiefgreifenden Strukturwandel in der Autoindustrie. „Diese drei Entwicklungen waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass Auftragseingänge und Produktion im Jahr 2019 deutlich unter das Vorjahresniveau gerutscht sind“, sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt.

Ebenso wichtig ist nach Ansicht der Maschinenbauer, dass die Regierung ihre Pläne einstellt, noch stärker in die Tarifautonomie einzugreifen. „Den Vorschlag des Bundesarbeitsministers, tarifgebundene Unternehmen zu privilegieren, lehnen wir entschieden ab“, betonte der VDMA-Präsident. Schon jetzt sind nur noch 29 Prozent der Unternehmen im Maschinenbau in einem Flächentarifvertrag gebunden. Viel hilfreicher wäre mit Blick auf die schwache Konjunktur dagegen, jetzt Regeln für die Kurzarbeit zu beschließen, die den Betrieben bereits in der Krise 2008/09 geholfen haben. Denn die Zahl der Kurzarbeiter im Maschinenbau hat sich in den vergangenen Monaten spürbar erhöht. Waren im Mai 2019 erst 6.400 Personen davon betroffen, zeigten die Unternehmen im September bereits 14.500 Personen in Kurzarbeit an. „Wir fordern daher beispielsweise eine Ausweitung der Kurzarbeit auf 24 Monate. Und bereits jetzt sollten Möglichkeiten geschaffen werden, dass die Bundesagentur für Arbeit wieder die Sozialversicherungsbeiträge übernimmt, wenn die Betriebe zugleich ihre Mitarbeiter weiterbilden. Dies darf jedoch nicht zu einer Ausweitung der Mitbestimmung und der staatlichen Einflussnahme führen“, erläuterte Welcker.

Die neue EU-Kommission und ihr Green Deal

Von der neuen EU-Kommission unter der Präsidentin Ursula von der Leyen erwarten die Maschinenbauer, dass sie die Bedeutung des industriellen Mittelstands anerkennt und in den Fokus ihrer Politik rückt. „Es ist gut, dass die neue Kommission endlich im Amt ist und beginnen kann, die vielfältigen Herausforderungen Europas anzupacken. Aber die Industrie darf nicht nur als Erfüllungsgehilfe für andere Ziele betrachtet werden. Die EU muss gerade jetzt die Belastungen für die Unternehmen konsequent abbauen und so endlich die Freiräume schaffen, die wir brauchen, um innovative und wettbewerbsfähige Lösungen zu schaffen“, betonte Welcker. Gefordert sei die Kommission, den Binnenmarkt endlich zu vollenden - und zum Beispiel europaweite digitale Geschäftsmodelle zu ermöglichen. „Dazu darf es nicht zu einer vorschnellen Überregulierung oder einer zu weitgehenden Haftungsregulierung für solche digitalen Geschäftsmodelle kommen“, betonte der VDMA-Präsident.

Den Fokus der neuen Kommission auf Klimaschutz und einen European Green Deal hält der VDMA im Grundsatz für richtig. Denn der Maschinenbau liefert oder entwickelt die Technologien, um den Klimawandel zu bekämpfen. „Es gibt keinen Klimaschutz ohne Maschinenbau“, betonte Welcker. Aber: „Der Green Deal muss mit marktwirtschaftlich basierten Instrumenten gesteuert werden, es darf kein neues Umverteilungs- und Bürokratiemonster werden.“ Daher dürfe es keine Ausweitung der Non-Financial-Reporting-Directive auf mittelständische Unternehmen geben, und eine CO2-Grenzsteuer dürfe auf keinen Fall neue bürokratischen Hürden aufstellen, die den Freihandel behindern. Positiv an den Green Deal-Plänen der Kommission sei dagegen, dass Energieträger nach Ihrem CO2-Gehalt bepreist werden sollen, sowie die vorgesehene Fokussierung auf den Zertifikatehandel als Marktpreisinstrument.

USA hängen China in der Exportrangliste ab

Die Exporte der Maschinenbauer aus Deutschland legten in den ersten neun Monaten 2019 insgesamt um nominal 0,6 Prozent zum Vorjahr auf 134,6 Milliarden Euro zu. Der wichtigste Absatzmarkt war weiterhin USA (plus 6,2 Prozent auf 15 Milliarden Euro). Das Geschäft mit China (Platz 2 der Exportrangliste) schrumpfte dagegen um 0,7 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro. Hier zeigten sich die Folgen des schwächeren Binnenwachstums der Volksrepublik sowie des Handelskriegs mit den Vereinigten Staaten. Die Ausfuhren in die USA konnten dagegen noch von den Impulsen der dortigen Unternehmenssteuerreform profitieren, allerdings rechnen die VDMA-Volkswirte mit weniger Dynamik im US-Wachstum 2020. Deutliche Auswirkungen zeigt inzwischen auch die immer wieder verschobene Brexit-Entscheidung, die Exporte ins Vereinigte Königreich gingen um 4,8 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden Euro zurück. Damit rutscht das Land auf Platz sechs in der Rangliste ab. In die Nachbarländer der Europäischen Union insgesamt exportierten die Maschinenbauer aus Deutschland in den ersten neun Monaten Waren im Wert von 64,6 Milliarden Euro - ein Plus von 1,1 Prozent zum Vorjahr.
 

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