K 2022 Trendbericht Asien visualisiert globale Lieferketten im Wandel

Lokalisierung und Regionalisierung

Kunststoffrezyklat

Die Welt hat in den letzten zwei Jahren ungeahnte wirtschaftliche Verwerfungen erlebt, auch aufgrund pandemiebezogener Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19. Diese haben die Mobilität eingeschränkt und geringere Ausgaben für Güter und Dienstleistungen nach sich gezogen. Das hat zur Erschütterung von Angebot und Nachfrage geführt und die Resilienz der weltweiten Lieferketten auf die Probe gestellt. Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzufedern, ist eine Diversifizierung bei Angebot und Nachfrage erfolgt. Hersteller in aller Welt haben auf lokale oder regionale Produktion umgestellt, um ihre Abhängigkeit von vermeintlich riskanten Quellen zu verringern oder ganz zu eliminieren. Der aktuelle Trendbericht Asien zur K 2022 beleuchtet diese Entwicklung aus verschiedenen Perspektiven wie Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und Recycling.

In den Asean-Staaten stieg 2021 die Zahl der Internutzer auf 440 Millionen, was 75 Prozent der Gesamtbevölkerung der Region entspricht. Dazu zählen auch 40 Millionen Nutzer, die 2021 zum ersten Mal im World Wide Web unterwegs waren. Die Digitalkunden in der Region haben ebenfalls um 60 Millionen von 250 Millionen seit der Pandemie zugelegt. Zudem verspricht die neue wirtschaftliche Ausrichtung auf moderne Fertigung und Dienstleistungen auch Wachstum für die digitale Wirtschaft. Die Digitalwirtschaft in den sechs größten Asean-Märkten Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam wird bis 2025 voraussichtlich 309 Milliarden Dollar abwerfen, nach 32 Milliarden Dollar 2015 und zusammen bis 2030 ein Volumen von einer Billion Dollar erreichen.

Kreislaufwirtschaft: „Cradle-to-cradle“ Nachhaltigkeit

Laut World Economic Forum wurden 2019 über 92 Milliarden Tonnen Rohstoffe gefördert und verarbeitet, was etwa der Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen entspricht. Die Bemühungen, die weltweiten CO2-Emissionen zu senken, werden offensichtlich vom linearen Wirtschaftszyklus „nehmen-verarbeiten-entsorgen“ behindert. Die Durchsetzung einer Kreislaufwirtschaft, die von Natur aus regenerativ ausgelegt ist und Stoffe und Energie effektiv nutzt, um ihren Wert zu erhalten, Abfalle zu mindern und dadurch natürliche Ressourcen nachhaltig zu nutzen, könnte bis 2030 einen Mehrwert von bis 4,5 Billionen Dollar erwirtschaften.

Die Produktion von Neuwaren aus Primärrohstoffen kann jährlich bis zu 22,8 Milliarden Tonnen Emissionen hervorrufen. Kreislaufwirtschaftsstrategien können dagegen die Menge wiederverwendeter Materialien fast verdoppeln, von 8,6 Prozent auf 17 Prozent und gleichzeitig den Verbrauch neuer Rohstoffe begrenzen. Doch die Kreislaufwirtschaft konnte nicht angewendet werden. Der Anteil von wiederverwendeten Produkten und Einsatzstoffen ist rückläufig, während die CO2-Emissionen der Gewinnung und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen, die für etwa die Hälfte aller derzeitigen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, steigen. Bis 2050 wird sich der Rohstoffbedarf voraussichtlich verdoppeln.

Die Asean-Staaten, die sich noch in der frühen Phase der Kreislaufwirtschaft befinden, bekommen die Ausbeutung und den nicht nachhaltigen Einsatz von Rohstoffen, Defizite in den Wertschöpfungsketten und den Klimawandel, die allesamt das Wirtschaftswachstum der Region beeinträchtigen, erst allmählich in den Griff. Darüber hinaus leidet die Region an den Folgen schlechter Abfallwirtschaft. Laut Asean-Abfallwirtschaftsbericht der Vereinten Nationen fallen pro Kopf 1,14 Kilogramm Haushaltsmüll pro Tag an. Indonesien liegt dabei an der Spitze mit 64 Millionen Tonnen jährlich. Thailand produziert geschätzte 26,8 Millionen Tonnen pro Jahr und Vietnam geschätzte 22 Millionen Tonnen pro Jahr.

Recycling: Hochwertige Wiederverwertung von Kunststoffen fördern

Laut einem Weltbankbericht zur Kunststoff-Kreislaufwirtschaft in Südostasien werden weniger als 25 Prozent der für Recycling verfügbaren Kunststoffe in Malaysia, den Philippinen und Thailand zu Wertstoffen recycelt. Über 75 Prozent des Materialwertes vom Kunststoff geht dagegen verloren, was in den drei Ländern sechs Milliarden Dollar pro Jahr entspricht. Dies ist auf unsachgemäße Abfallwirtschaft und schlechtes Recycling von Einweg-Kunststoffartikeln zurückzuführen. Das ist eine Herausforderung, die die Region annehmen muss.

Malaysia, die Heimat von rund 1.300 Kunststoffherstellern, hat eine niedrige Recyclingrate. Seine Recyclingbranche hat sich nur auf Wertstoffe wie durchsichtige PET-Flaschen konzentriert, die sich leicht sammeln lassen und einen hohen Wert besitzen. Die große Masse an Abfällen wie Lebensmittelverpackungen, Polystyrol-Produkte oder Trinkhalme werden aufgrund fehlender Technologie und unattraktiver Rendite nicht recycelt. Zudem fehlt der Bedarf für Recycling-Kunststoff, da die weltweiten Ölpreise, die die Preise von Primärkunststoffen bestimmen, weiter schwanken. Recycelte Kunststoffe müssen 15 bis 30 Prozent billiger sein als Primärmaterial, um konkurrenzfähig zu sein. Laut einer Länder-Studie der Weltbank zu weit verbreiteten und häufig hergestellten Kunststoffen, verliert Malaysia 81 Prozent des Materialwertes von PET, PP, HDPE und LDPE. Diese wiederverwendbaren Kunststoffe werden vornehmlich für Einwegverpackungen genutzt. Dagegen hat PVC, das auch in der Baubranche des Landes weit verbreitet ist, eine längere Nutzungsdauer von bis zu 20 Jahren und wird gewöhnlich als Bau- und Abbruchmaterial und damit effizienter verarbeitet. Als Reaktion hat Malaysia die „Roadmap Towards Zero Single-Use Plastics 2018-2030“ entwickelt, umfangreiche politische Rahmenbedingungen für Einweg-Kunststoffe, den vermehrten Einsatz von biologisch abbaubaren und kompostierbaren Produkten einschließlich Einweg-Medizintechnik und Konsumgüter. Man will auch eine staatliche Verschmutzungsabgabe für Kunststoffhersteller durchsetzen, die 2022 greifen soll. Zudem werden mehr F&F Mittel direkt in die Entwicklung alternativer umweltfreundlicher Produkte fließen.

Die Philippinen, die für geschätzt 0,75 Millionen Tonnen pro Jahr schlecht entsorgter Kunststoffe verantwortlich sind, die im Ozean landen, arbeiten auf die Steigerung ihrer Kunststoff-Recyclingraten hin, die aktuell bei 22 Prozent liegen. Mit 78 Prozent ungenutztem Materialwert verliert die Wirtschaft des Landes etwa 790 bis 890 Millionen Dollar pro Jahr. 2019 wurden nur 28 Prozent bzw. 292.000 Tonnen der 1,1 Jahrestonnen wichtiger verbrauchter Kunststoffe wie PET, PP, HDPE und LLDPE/ LDPE recycelt. Polyester-Anwendungen aus PET haben mit 45 Prozent die höchste Recyclingrate bei der Verpackung. Währenddessen werden LDPE/LLDPE für verschiedenste Anwendungen in der Elektronik, Automobil und Bau- sowie Verpackungsbranche am seltensten gesammelt und wiederverwendet, da sie längere Produktzyklen haben und dadurch die Sammlung schwierig ist. Andererseits hat der Markt für Post-Consumer-Kunststoffe wie PET-Flaschen der Sammlung und Wiederverwendung Auftrieb gegeben.

Um diese Recyclinglücke zu schließen, müssen mehrere Hindernisse überwunden werden. Dazu gehören hohe Logistikkosten, die die Recyclingfirmen davon abhalten, das Einsatzmaterial lokal zu beschaffen oder die Energiekosten, die bis zu 67 Prozent höher sind als bei den regionalen Marktteilnehmern wie Thailand und Vietnam. Das senkt die Rentabilität der meisten Recyclingfirmen mit geringer Anlageneffizienz. Auch auf der Tagesordnung stehen der Recycling-Mix, der einen hohen Anteil geringwertiger und schwer zu recycelnder Kunststoff enthält, sowie fehlende Anreize in effizientere Recyclingsysteme zu investieren aber auch die Unfähigkeit der Recyclingfirmen den Marktbedarf qualitäts- und mengenmäßig decken und nicht vergessen die Ölpreise. Thailand hat die größte petrochemische Industrie in der Asean und rangiert weltweit an 16. Stelle. Die thailändische Kunststoffindustrie konzentriert sich derweil auf bessere Abfallwirtschaft im Rahmen der Bemühungen zur Handelsförderung. 2018 verbrauchte das Land 3,49 Millionen Tonnen Kunststoff pro Jahr, von denen 42 Prozent für Verpackungen genutzt wurden. Nur 17,6 Prozent, also 616.000 Tonnen pro Jahr, wurden von so wichtigen Kunststoffen wie PET, HDPE/LDPE und PP recycelt, was zu einem Materialverlust von 87 Prozent im Wert von rund vier Milliarden Dollar jährlich führt. PET hat mit 46 Prozent die höchste Recyclingrate aller Kunststoffarten.

Ziel der „National Plastic Waste Management Roadmap 2018-2030” in Thailand ist es, alle Kunststoffe zu recyclen, um die stoffliche Verwertung anzukurbeln. Das lässt sich durch eine höhere Effizienz bei der Sammlung und Sortierung von Post-Consumer Kunststoffabfällen sowie mechanischen und chemischen Recyclingkapazitäten erreichen, die Festschreibung von Zielen für den Recyclinganteil in all wichtigen Konsumgüter-Anwendungen, Normen für ein „Design for Recycling“ sowie die Umsetzung von Abfallwirtschaftspolitiken.