Arbeitgeberverband Hessen-Chemie weist Forderungspaket zurück

„Gewerkschaft blende Realitäten aus: Branche steckt in der Krise fest“

Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Hessen-Chemie

Nach dem Aufschlag der IGBCE Rheinland-Pfalz/Saarland hat nun auch der hessische Regionalbezirk ihre Forderungen für die nächsten Tarifverhandlungen bekannt gegeben. Wie im Nachbarbundesland werden für die 105.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie in Hessen ebenfalls sieben Prozent höhere Entgelte gefordert. Zudem stehen mindestens 100 Euro mehr für Auszubildende, tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung exklusiv für IGBCE-Mitglieder sowie einen modernisierten Bundesentgelttarifvertrag auf der Agenda der Gewerkschaft.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen sieht sich vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise mit einer Forderung konfrontiert, die nicht in die Zeit passt. Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Hessen-Chemie, erklärt dazu: „Die Vorstellungen der IGBCE Hessen-Thüringen berücksichtigen nicht die ernste Lage, in der sich die Branche befindet. Die aktuelle Krise manifestiert sich in Hessen ganz konkret in einem Rückgang der Produktion um 7,9 Prozent und des Umsatzes um 8,1 Prozent. Für 2024 gibt es derzeit keine Anzeichen für eine Erholung.“ Trotz dieser Schwierigkeiten haben die Arbeitgeber im Januar die Gehälter bereits um 3,25 Prozent erhöht sowie ein abgabenfreies Inflationsgeld von 1.500 Euro gezahlt. „Bei einer erwarteten Inflation von 2,5 Prozent für 2024 ist damit die Teuerung bereits überkompensiert. Es gab und gibt in unserer Hochlohnbranche keinen Nachholbedarf“, betont Meyer.

Hessen-Chemie lehnt Sonderbehandlung von Gewerkschaftsmitgliedern ab

Zusätzliche Belastungen durch weiter steigende Arbeitskosten würden den Kostendruck auf die Unternehmen weiter erhöhen. „Mit einem krisengerechten Tarifabschluss müssen wir jetzt aber Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze sichern“, fordert der Hauptgeschäftsführer. „Der Wunsch nach ‚exklusiven Vorteilen für Gewerkschaftsmitglieder‘ widerspricht dem Grundgedanken der Gleichbehandlung aller Beschäftigten und findet bei den Arbeitgebern keine Akzeptanz“, kommentiert Meyer die zweite Gewerkschaftsforderung.

Konsens: Bundesentgelttarifvertrag modernisieren und entbürokratisieren

Offen zeigt sich der Arbeitgeberverband Hessen-Chemie, der 310 Unternehmen vertritt, gegenüber dem dritten Forderungspunkt: „Auch wir würden gerne den Bundesentgelttarifvertrag modernisieren und diesen weniger bürokratisch gestalten. Allerdings dürfen hier keine zusätzlichen Kosten durch die Hintertür entstehen“, so Meyer abschließend. Die Chemie-Tarifverhandlungen in Hessen beginnen am 19. April 2024 in Niedernhausen. Mehr über den Stand der Tarifverhandlungen in Rheinland-Pfalz erfahren Sie hier.
 

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