Neues Finanzziel für 2028: Ebitda vor Sondereinflüssen zwischen zehn und zwölf Milliarden Euro
BASF-Chef Markus Kamieth stellt neue Unternehmensausrichtung vor
Freitag, 27. September 2024
| Redaktion
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Dr. Markus Kamieth, Vorsitzender des Vorstands der BASF
Dr. Markus Kamieth, Vorsitzender des Vorstands, Bild: BASF

Mit der Vorstellung der Unternehmensstrategie richtet sich BASF neu aus: „Wir haben den Anspruch, das bevorzugte Chemieunternehmen zu sein, um die grüne Transformation unserer Kunden zu ermöglichen“, sagt Dr. Markus Kamieth, Vorsitzender des Vorstands von BASF, während seiner Rede auf dem Capital Markets Day in Ludwigshafen. Er betont: „Das starke und breitgefächerte Portfolio an Chemiegeschäften in unserem Kern macht BASF unverzichtbar, für Kunden weltweit und in einer Vielzahl von Branchen. Diejenigen Bereiche, die wir als eigenständige Geschäfte führen, bedienen spezifische Branchen und sind weniger eng mit unseren integrierten Wertschöpfungsketten verbunden. Zukünftig werden wir den vollen Wert dieser Geschäfte stärker herausstellen.“

Laut Finanzvorstand Dr. Dirk Elvermann plane der Chemiekonzern, sich noch stärker auf die Cash-Generierung zu konzentrieren. Dazu gehöre explizit auch Kapitaldisziplin durch geringere Investitionsausgaben und die Fortsetzung der Kostensenkungsprogramme. Zudem kündigte das Unternehmen neben einer aktualisierten Dividendenpolitik auch neue Finanzziele an. Das Ebitda vor Sondereinflüssen soll bis 2028 bei moderaten bis guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen zehn und zwölf Milliarden Euro liegen.

Stringentes Portfoliomanagement mit klaren Rollen der BASF-Geschäfte

BASF definiert einen neuen Ansatz zum Portfolio-Management. Das Unternehmen unterscheidet nun zwischen Core Businesses, bestehend aus den Geschäften Chemicals, Materials, Industrial Solutions und Nutrition & Care, und Standalone Businesses, die spezifische Branchen bedienen, wie Environmental Catalyst and Metal Solutions, Battery Materials, Coatings und Agricultural Solutions. In diesem Zusammenhang wurde angekündigt, dass Environmental Catalyst and Metal Solutions sowie Battery Materials ab 01. Januar 2025 als separate Unternehmensbereiche im Segment Surface Technologies ausgewiesen werden.

Kerngeschäfte sollen auch durch Akquisitionen wachsen

Die Kerngeschäfte schaffen aufgrund ihrer Integration in die BASF-Wertschöpfungsketten und den Produktionsverbund an wichtigen Standorten Wert durch effiziente Ressourcennutzung, operative Exzellenz und Kosteneffizienz. Sie liefern Chemikalien an Wachstumsindustrien und bedienen weltweit über 36.000 Kunden. Kamieth: „Diese führenden Marktpositionen in unseren Kerngeschäften werden wir durch organisches Wachstum und disziplinierte, wertsteigernde Akquisitionen stärken. Dabei werden wir unseren konsequenten Ansatz zur Bereinigung von Geschäften fortsetzen, die keine strategische Bedeutung mehr für uns haben oder eine geringe Rendite erzielen.“

Die BASF Standalone Businesses bedienen spezifische Branchen und konkurrieren mit Wettbewerbern, die sich ausschließlich auf einzelne Industrien konzentrieren. Deshalb wird ihnen BASF mehr strategische und operative Flexibilität geben, damit sie den spezifischen Anforderungen der Märkte, in denen sie tätig sind, begegnen können. „Wir werden weiterhin in unsere eigenständigen Geschäfte investieren, aber auch aktive Portfolio-Optionen verfolgen, wenn dies Mehrwert für BASF und ihre Aktionäre schafft“, so Kamieth.

BASF plant Börsengang für Agrargeschäft

Der BASF-Unternehmensbereich Coatings nimmt in seinen Märkten führende Positionen ein und erwirtschaftet hohe Ergebnisse und Cash-Beiträge. Das Geschäft ist gut positioniert, um Spitzenwerte zu erzielen. Vor diesem Hintergrund wird BASF strategische Optionen zur Wertgenerierung prüfen und einen Veräußerungsprozess für das Geschäft mit Bautenanstrichmitteln in Brasilien vorbereiten. Agricultural Solutions hält eine führende Position im Agrarmarkt und verfügt über eine starke Pipeline an Innovationen. Bis 2027 wird BASF die Separierung des Geschäfts in eigene Gesellschaften mit eigenem ERP (Enterprise Resource Planning)-System abschließen. In einem nächsten Schritt will das Unternehmen die Voraussetzungen für einen möglichen Börsengang schaffen. Mittelfristig wird so die Möglichkeit geschaffen, eine Minderheitsbeteiligung an die Börse zu bringen.

Transformation hin zu einem nachhaltigen Produktportfolio

Des Weiteren soll die grüne Transformation vorangetrieben werden. „Die wichtigsten BASF-Kundenindustrien stehen vor enormen Herausforderungen bei der Erreichung ihrer Transformationsziele. Wir liefern die chemischen Produkte, die unsere Kunden auf diesem Weg unterstützen“, sagt Kamieth. BASF geht bei der grünen Transformation schrittweise vor, abgestimmt auf die steigende Kundennachfrage. In einer ersten Phase hat BASF zunehmend auf erneuerbaren Strom gesetzt, neue Technologien getestet und nachhaltige Produkte auf den Markt gebracht. Das Unternehmen bietet bereits Tausende von Produkten mit reduziertem oder sogar Netto-Null-CO2-Fußabdruck (PCF).

In einer zweiten Phase will sich der Konzern zunehmend erneuerbare Rohstoffe sichern und die Mengen an Produkten mit nachhaltigen Eigenschaften entsprechend den Kundenbedürfnissen erhöhen. Wie bei ihrem Ansatz für erneuerbare Energien wird BASF eine eigene Einheit für erneuerbare Rohstoffe gründen. Der schrittweise Transformationsansatz des Unternehmens zeigt sich auch bei den Ausgaben: Die mit der Transformation verbundenen Ausgaben werden von 2025 bis 2028 voraussichtlich durchschnittlich 600 Millionen Euro pro Jahr betragen.

Ihren Klimaschutzzielen bleibt BASF weiterhin voll und ganz verpflichtet: Bis 2050 strebt das Unternehmen Netto-Null-Treibhausgasemissionen für die Produktion (Scope 1), den Energieeinkauf (Scope 2) und den Rohstoffbezug (Scope 3.1) an. Bis 2030 will BASF die Scope-1- und Scope-2-Emissionen im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent senken. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, seine spezifischen Scope-3.1-Emissionen bis 2030 um 15 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2022 zu senken.

Laufende Anpassung der Strukturen am Standort Ludwigshafen

Zielsetzung für den Standort Ludwigshafen ist es, ein führender, nachhaltiger Chemiestandort für Europa und ein starker Eckpfeiler für den Erfolg von BASF zu sein. Dr. Katja Scharpwinkel, Mitglied des Vorstands und Standortleiterin der BASF, erklärt: „Wir haben eine gründliche Analyse unserer Produktionsanlagenstruktur in Ludwigshafen auf Grundlage der aktuellen und zukünftigen Markt- und Kundenanforderungen für Chemikalien durchgeführt. Die Mehrzahl der Anlagen ist in ihren jeweiligen Märkten wettbewerbsfähig. Unsere Ergebnisse zeigen aber auch, dass einzelne Anlagen und Produktionslinien aufgrund von mangelnder Wettbewerbsfähigkeit oder struktureller Unterauslastung keine ausreichenden Erträge mehr erzielen.“

BASF prüft weitere Anlagenschließungen

Erste Maßnahmen zur Anpassung von Anlagen, die aus dieser Analyse abgeleitet wurden, werden bereits umgesetzt, z.B. die Schließung der Anlagen für Adipinsäure, Cyclododecanon und Cyclopentanon, die Ende August 2024 angekündigt wurden. Scharpwinkel: „Weitere Maßnahmen zur Anpassung von Anlagen werden derzeit geprüft und soweit erforderlich schrittweise umgesetzt.“

Darüber hinaus wird BASF ihre Strukturen außerhalb der Produktion in Ludwigshafen anpassen und die Kosten durch ein umfassendes Maßnahmenpaket erheblich senken. Das Chemieunternehmen strebt bis Ende 2026 jährlich fortlaufende Gesamteinsparungen von rund 2,1 Milliarden Euro an. 

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