Composites Germany präsentiert Ergebnisse der 18. Composites-Markterhebung

Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich

Bewertung der derzeitigen Geschäftslage ist positiv aber Zukunftserwartungen sind gedämpft

Zum 18. Mal hat Composites Germany aktuelle Kennzahlen zum Markt für faserverstärkte Kunststoffe erhoben. Befragt wurden alle Mitgliedsunternehmen der drei großen Trägerverbände von Composites Germany: AVK, Leichtbau Baden-Württemberg und VDMA-Arbeitsgemeinschaft Hybride Leichtbau Technologien. Um die problemlose Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Erhebungen zu gewährleisten, wurden auch in diesem Halbjahr keine Änderungen bei der Befragung durchgeführt. Erhoben wurden erneut überwiegend qualitative Daten in Bezug auf die aktuelle und zukünftige Marktentwicklung.

Bewertung der derzeitigen Geschäftslage hellt sich auf

Die Wirtschaft generell, aber auch die Industrie im Speziellen hat derzeit mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Seien es die weiterhin andauernden Herausforderungen der Corona-Pandemie, der sich derzeit manifestierende Rohstoffmangel oder fehlende Halbleiter, die die Produktion vor allem im PKW- und Nutzfahrzeugmarkt massiv beeinträchtigen. Die Situation ist in einigen Bereichen äußerst angespannt, andere Segmente sind wenig betroffen. Die Composites-Industrie ist äußerst heterogen und Anwendungsbereiche finden sich in fast allen relevanten Industriesegmenten. Diese waren und sind sehr unterschiedlich von den oben angesprochenen Effekten betroffen.

Die Teilnehmer der aktuellen Befragung werten die aktuelle Geschäftslage, entgegengesetzt zum recht düsteren Bild, welches sich vielfach vernehmen lässt, eher positiv. Über 70 Prozent bewerten die aktuelle, generelle Geschäftslage positiv oder sogar sehr positiv. Der entsprechende Index steigt deutlich in die Höhe. Die Werte nähern sich deutlich dem Vorkrisenniveau an. Nochmals positiver fällt die Bewertung der eigenen Geschäftslage, also die des eigenen Unternehmens aus. Über alle abgefragten Regionen hinweg bewerten deutlich über 80 Prozent der Befragten die Situation als positiv oder sogar sehr positiv.

Zukunftserwartungen gedämpft und Investitionsklima freundlich

Weniger optimistisch hingegen wird die Zukunft gesehen. Die entsprechenden Kennwerte für die generelle Geschäftslage sind merklich rückläufig und auch für das eigene Unternehmen zeigen sich die Befragten hinsichtlich ihrer Zukunftserwartungen weniger optimistisch. Der Index zeigt in zwei der drei abgefragten Regionen nach unten. Etwa ein Drittel der Teilnehmer geht von einer Verbesserung der Situation im nächsten halben Jahr aus. Der überwiegende Teil erwartet ein stagnierendes Marktumfeld mit wenig Bewegung im Vergleich zur heutigen Situation.

Das Investitionsklima zeigt sich hierzu etwas im Kontrast jedoch sehr freundlich. So geht fast die Hälfte der Teilnehmer von einer Erhöhung des Personalbestandes im kommenden halben Jahr aus. Und auch die geplanten Anlageninvestitionen steigen. Mehr als 70 Prozent der Befragten halten Maschineninvestitionen für möglich oder planen diese. Dieser Wert steigt im Vergleich zur vorherigen Markterhebung nochmals an.

Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich

Die starke Heterogenität der Anwendungen im Composites-Bereich wurde bereits angesprochen. In der Befragung werden die Teilnehmer gebeten, ihre Einschätzung hinsichtlich der Marktentwicklung unterschiedlicher Kernbereiche zu geben. Größere Rückgänge werden vor allem für die Bereiche Automobil, Luftfahrt und Maschinenbau erwartet. Besonders optimistisch zeigen sich die Erwartungen für Composites-Anwendungen in der Windenergie, dem Bereich Infrastruktur-/Bau sowie dem Sport- und Freizeitbereich. Speziell die beiden letztgenannten Bereiche haben sich beispielsweise gegenüber den Auswirkungen der Corona-Pandemie bislang als robuster erwiesen als beispielsweise der Automobil- und Nutzfahrzeugbereich, der auch schon vor den aktuellen Entwicklungen mit deutlichen Absatzrückgängen, vor allem in Europa, zu kämpfen hatte.

Regional bleiben in der aktuellen Erhebung Deutschland, Europa und Asien die Weltregionen, aus denen die wesentlichen Wachstumsimpulse für das Composites-Segment erwartet werden. Werkstoffseitig setzt sich der Paradigmenwechsel weiter fort. Wurde von den Befragten in den ersten 13 Erhebungen stets CFK als Material genannt, aus dessen Umfeld die wesentlichen Wachstumsimpulse für den Composites-Bereich zu erwarten sind, so wird GFK nun zum vierten Mal in Folge als wichtigster Werkstoff genannt.

Composites-Index dreht ins Positive

Zahlreiche Gespräche mit Industrievertretern haben vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 auf eine eher positive Grundstimmung hingedeutet. Dennoch überrascht die Deutlichkeit der positiven Bewertung der aktuellen Geschäftslage. Die Composites-Industrie scheint derzeit weit weniger von den zahlreichen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen getroffen zu werden, als dies vielfach vermutet wurde. Der Composites-Development-Index zeigt eine stark zunehmende Zufriedenheit mit der aktuellen Situation, wobei die Zukunftserwartungen verhalten bleiben.

Der Composites Markt hatte in den letzten zwei Jahren, wie viele andere Industriebereiche auch, mit rückläufigen Absätzen zu kämpfen. Vor allem im Jahr 2021 zeigte sich aber eine deutliche Erholung. Es bleibt abzuwarten, wie und in welchem Maße sich die derzeitigen Herausforderungen auch auf bislang stabile Anwendungsbereiche auswirken werden. Steigende Rohstoff- und Energiepreise, gepaart mit teils mangelnder Verfügbarkeit sind ein explosives Gemisch für die Industrieproduktion. Die immer noch gestörten Lieferketten vor allem nach Asien erschweren die Situation zusätzlich. Hinzu kommen Probleme in der Halbleiterindustrie und politische Spannungen, wie derzeit beispielsweise in der Ukraine, die, neben dem zu befürchtenden Gefahrenpotenzial für Menschen der betroffenen Region, auch für den internationalen Handel Gift sind. Die nächste Composites-Markterhebung erscheint im August 2022.