Arbeitgeberverband Hessen-Chemie und die Gewerkschaft IGBCE Hessen-Thüringen haben sich in der dritten Verhandlungsrunde in Niedernhausen auf einen neuen Tarifvertrag für die rund 5.500 Beschäftigten der kunststoffverarbeitenden Industrie (KVI) in Hessen verständigt. Die Einigung erfolgte nach zweitägigen intensiven Verhandlungen. Zunächst sieht der Tarifvertrag zwei Leermonate vor. Ab dem 01. März 2025 werden die Entgelte in der ersten Stufe um 1,9 Prozent erhöht. Ab dem 01. April 2026 erhöht sich das Entgelt in der zweiten Stufe um 2,3 Prozent. Die Vergütungen für Auszubildende steigen in der ersten Stufe um 40 Euro und in der zweiten Stufe um 50 Euro. Die Gesamtlaufzeit des Tarifvertrages beträgt 28 Monate. „Es ist uns in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gelungen, einen tragfähigen Abschluss zu erzielen. Die Laufzeit von 28 Monaten bringt den Unternehmen die dringend notwendige Planungssicherheit”, sagt Angelika Teppe von Almo-Erzeugnisse Erwin Busch als Verhandlungsführerin der Arbeitgeberseite.
Tarifabschluss erlaubt neue Flexibilisierungsmöglichkeit zur Kostenentlastung
Arbeitgeber und IGBCE haben sich auf die Möglichkeit geeinigt, die tariflichen Entgeltsätze im betrieblichen Einvernehmen mit Zustimmung der Tarifvertragsparteien um bis zu zehn Prozent abzusenken. Diese Maßnahme dient der Beschäftigungssicherung oder der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. „Diese für die KVI neue Flexibilisierungsmöglichkeit war der Arbeitgeberseite in den Verhandlungen besonders wichtig, da sie dazu beitragen kann, die Kostenbelastung in herausfordernden Zeiten zu senken“, erklärt Teppe.
IGBCE setzt Bonus für Gewerkschaftsmitglieder durch
Ein weiterer Bestandteil des Abschlusses ist die Förderung der Tarifbindung. Aktive Mitglieder der Industriegewerkschaft IGBCE erhalten für ihr gewerkschaftliches Engagement einen zusätzlichen freien Tag pro Jahr. „Mit dem freien Tag exklusiv für unsere Mitglieder haben wir eine unserer zentralen Forderungen durchgesetzt“, sagt IGBCE-Verhandlungsführer Philipp Mundt. „Diese Wertschätzung wünschen sich unsere Mitglieder schon seit Jahren. Nun haben wir den ersten Flächentarifvertrag in der Kunststoffindustrie in Deutschland mit solch einen Bonus für Gewerkschaftsmitglieder.“
Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“ wird bis Ende 2028 fortgeführt
Die Sozialpartner haben beschlossen, den Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung" bis zum 31. Dezember 2028 fortzuführen. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, jungen Menschen eine Zukunftsperspektive und die Chance auf einen erfolgreichen Berufseinstieg zu geben. Die Arbeitgeber verpflichten sich, in diesem Zeitraum 300 Ausbildungsplätze anzubieten und die Zahlen zu evaluieren. Die Ergebnisse der jährlichen Ausbildungsplatzumfrage werden im Rahmen des „Runden Tisches für Ausbildungs- und Arbeitsmarktfragen" jeweils im November diskutiert.
„Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Rezession, davon ist auch die KVI massiv betroffen. Diese Rahmenbedingungen haben die Tarifverhandlungen besonders anspruchsvoll gemacht. Wichtig war es uns aber, trotz der Herausforderungen, den sozialpartnerschaftlichen Kurs der Branche fortzuführen“, so Verhandlungsführerin Teppe abschließend.
Tarifabschluss: Lohnerhöhungen berücksichtigen schwierige Situation in der Kunststoffindustrie
„Die Entgelterhöhungen tragen der derzeit schwierigen Situation in der Kunststoffindustrie Rechnung“, ergänzt Philipp Mundt. „Unser Ziel ist es, die Belastungen für unsere Mitglieder durch die Inflation aufzufangen und gleichzeitig die Unternehmen nicht zu überfordern.“ Wichtig sei es, die Attraktivität der Branche für Arbeitnehmer zu erhalten. „Wir haben erreicht, dass wichtige Errungenschaften jahrzehntelanger gewerkschaftlicher Arbeit erhalten bleiben“, sagt Philipp Mundt. „Das betrifft insbesondere das in der Branche praktizierte Modell der Altersfreizeit, das es über 58-jährigen Arbeitnehmern ermöglicht, drei Stunden weniger pro Woche zu arbeiten.“