
Transparenz ist ein wesentlicher Bestandteil der Bell-Unternehmensphilosophie. Dabei geht es nicht in erster Linie um transparente Kunststoffmaterialien in der Produktion. Vielmehr geht es Bell um eine transparente Kommunikation in Richtung Endverbraucher. Denn der polnische Kosmetikhersteller setzt auf Nachhaltigkeit. Nur Anlagen und Systeme, die sehr sparsam mit Energie umgehen, wie die Spritzgießmaschinen, Roboter und Trockner von Wittmann, schaffen es in die Spritzgießproduktion. Den Maschinenpark bilden derzeit 48 Spritzgießmaschinen, allesamt aus der Wittmann Gruppe und ausgestattet mit Wittmann Linearrobotern. In den nächsten Monaten soll noch erweitert werden, denn die Nachfrage nach Bell-Kosmetikprodukten steigt rasant.
Output bei gleichem Energieverbrauch mehr als verdoppelt
Begonnen hat alles vor 35 Jahren mit der Produktion von Lippenstiften. Heute deckt Bell die gesamte Palette der dekorativen Kosmetik ab und liefert seine Produkte in über 60 Länder der Welt. Alle Primärverpackungen für Make-up, Lidschatten und Wimperntusche werden im eigenen Haus hergestellt, mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Servohydraulische Smartpower- und vollelektrische Ecopower-Spritzgießmaschinen dominieren das Bild. Entscheidungskriterium Nummer eins bei der Investition in neue Spritzgießtechnik ist die Energieeffizienz. „Mit jeder neuen Maschine steigt die Energieeffizienz weiter an“, berichtet Produktionsleiter Waldemar Gula. „Wir haben zu Beginn des Effizienzsteigerungsprogramms neun Millionen Teile im Monat produziert. Heute sind es 20 Millionen und dennoch ist der Energieverbrauch der Spritzgießerei konstant geblieben.“
Spritzgießmaschinen gewinnen Bremsenergie aus Antrieben zurück
Diesen Erfolg führt der Produktionsleiter auf den konsequenten Einsatz von Spritzgießmaschinen der Wittmann Gruppe zurück. Die Maschinen der Ecopower-Baureihe sind mit hochdynamischen Servomotoren zum Antrieb der Hauptbewegungen ausgestattet. Mit Hilfe von Kers wird die Bremsenergie der Antriebe zurückgewonnen und innerhalb der Maschine genutzt, zum Beispiel für die Spannungsversorgung der Steuerung oder für die Zylinderheizung. „Kers steht für Kinetic Energy Recovery System“, erklärt Bogdan Zabrzewski, Geschäftsführer der Wittmann Niederlassung in Polen. „Mit Kers kann der Energieverbrauch noch einmal um bis zu fünf Prozent gesenkt werden.“
Ebenfalls mit Kers arbeiten die servohydraulischen Smartpower-Maschinen der Wittmann Gruppe. Diese Baureihe kombiniert reaktionsschnelle Servomotoren mit leistungsstarken Konstantpumpen. Für die Spritzgießverarbeitung bedeutet das: höchste Dynamik sowie Schnelligkeit und Präzision der Maschinenbewegungen bei gleichzeitig minimalem Energieverbrauch.
Individuelle Trocknerlösung für Glykol-modifiziertes PET
Auf einer „Ecopower 300“-Spritzgießmaschine, produziert in einem 16-fach-Werkzeug, laufen kleine schlanke Flaschen aus PET vom Austaktband. „PET sieht aus wie Glas, bricht aber nicht, wenn es runterfällt“, erklärt Gula, weshalb dieser Werkstoff bei Kosmetikverpackungen eine immer größere Rolle spielt. Vor zwölf Jahren war Bell damit der Vorreiter. „Wir waren der erste Kosmetikhersteller, der Flaschen für Mascara und Lippgloss aus PET produziert hat“, so Gula.
Heute wird vor allem PETG verarbeitet, eine Glykol-modifizierte Variante, die sich durch eine besonders hohe Transparenz und Schlagzähigkeit auszeichnet. Sie besitzt zugleich sehr gute Verarbeitungseigenschaften. Mit ihren Standard-Universalschnecken liefern die Smartpower und Ecopower Maschinen mit PETG sehr gute Spritzgießergebnisse. „Lediglich an die Trocknung stellt das Material besondere Anforderungen“, verrät Gula. Während normales PET bei Temperaturen von 160 Grad Celsius getrocknet wird, benötigt PETG deutlich niedrigere Temperaturen zwischen 60 und 70 Grad Celsius. „Wir haben die Wittmann Drymax Trockner deshalb gezielt für unseren Kunden Bell mit einer Kühlung ausgestattet“, so Bogdan Zabrzewski. Wichtig bei dieser individuellen Lösung war für Bell, dass die Kühlung nach Bedarf zu- oder abgeschaltet werden kann. Denn die Trockner werden flexibel auch für andere Materialien genutzt.
„Der Drymax von Wittmann hat uns absolut überzeugt“, sagt Gula. „Wir erreichen damit einen Taupunkt von minus 67 Grad Celsius. Das hat bei uns noch kein anderer Trockner erreicht.“ Zabrzewski erklärt die Leistungsstärke der Drymax Trockner mit dem Einsatz von zwei Trockenmittelpatronen: „Die Trockner liefern kontinuierlich Prozessluft und eine konstant hohe Trockenluftqualität.“ Dank Gegenstrom-Regeneration zeichnet sich auch der Trockner durch eine besonders energiesparende Arbeitsweise aus.
Spritzgießmaschinen mit kurzen Lieferzeiten für „Elastische Produktion“
Die Kundenstruktur von Bell ist heterogen. Neben vielen langjährigen Kunden, die lange im Voraus und immer große Mengen ordern, kommt täglich eine Vielzahl kurzfristiger Aufträge mit eher kleinen Abnahmemengen ins Haus. Hinzu kommen unterschiedliche Anforderungen der jeweiligen Ländermärkte. In Summe bedingt das eine sehr große Zahl an aktiven Werkzeugen und häufige Werkzeugwechsel. „Elastische Produktion“ nennt Waldemar Gula dieses hohe Maß an Flexibilität, das Bell tagtäglich unter Beweis stellen muss.
Noch weiter verschärft wird die Produktionsplanung durch die immer kürzer werdenden Innovationszyklen. „Oft kommt schon nach einem Jahr ein völlig neues Verpackungsdesign“, berichtet Gula. Die eigene Werkzeugbauabteilung hilft, hier schnell und flexibel mithalten zu können. Gleiches erwartet der Kosmetikhersteller aber auch von seinen Zulieferern. „Kurze Lieferzeiten sind für uns das A und O“, betont der Produktionsleiter, der von Wittmann schon die eine oder andere Lagermaschine abnahm und auf der Fakuma eine „Smartpower 300“ vom Messestand weg kaufte.
Monomaterialverpackungen im Trend
„Wir können jeden Verpackungswunsch erfüllen. Jede Form und jede Farbe, von transparent über matt bis hochglänzend“, sagt der Produktionsleiter. Er verrät, dass aktuell vor allem in der Spritzgießform erzeugte Hochglanzoberflächen verstärkt nachgefragt werden. Auch hierbei geht es um die Nachhaltigkeit, denn auf das Metallisieren und Verchromen wird zum Schutz der Umwelt und der Mitarbeiter zunehmend verzichtet. Unbeschichtete Monomaterialverpackungen sind im Trend, auch weil sie sich leichter recyceln lassen.
„Wir tragen eine hohe ökologische Verantwortung“, unterstreicht Waldemar Gula. „Uns ist es wichtig, bei allen Entscheidungen die Konsumenten mitzunehmen.“ Auf der Website informiert Bell zum Beispiel über die nachhaltige Produktion und gibt Tipps fürs richtige Entsorgen der Verpackungen, damit die Kunststoffmaterialien zurück in den Kreislauf gehen. Jede Kosmetikverpackung, die das Bell Werk in Józefów verlässt, ist mit einem QR-Code versehen. Auf diese Weise kann sich der Konsument sehr einfach über die verwendeten Verpackungsmaterialien und die Recyclingmöglichkeiten informieren. „Nur so kann Kreislaufwirtschaft funktionieren“, betont Waldemar Gula. „Wenn wir die Konsumenten als Teil der Wertschöpfungskette in unser Netzwerk einbinden.“