Energieeffizienz ist in der Kunststoffverarbeitung nicht nur ein Nachhaltigkeitsthema, sondern entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Besonders im Verpackungsbereich, wo die Stückkosten exakt kalkuliert werden müssen, gewinnen datenbasierte Systeme zur Analyse und Optimierung an Bedeutung. Der Spritzgießverarbeiter Filthaus in Meinerzhagen nutzt das Energiemonitoring-System „iMAGOxt“ von dem Hersteller Wittmann, um Verbräuche transparent zu machen und gezielt Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umzusetzen.
Energiemonitoring identifiziert verdeckte Stromfresser
Ein Beispiel verdeutlicht die Relevanz: Eine Produktionszelle wies einen Leerlaufverbrauch von 300 Watt auf, zu viel für den Stand-by-Betrieb. Erst durch „iMAGOxt“ wurde dieser Umstand sichtbar. Das System erfasst detailliert die Energieflüsse einzelner Maschinen und Anlagen, bereitet die Daten übersichtlich auf und ermöglicht es, ineffiziente Verbraucher zu erkennen und abzustellen. „Ohne ,iMAGOxt' wäre uns die hohe Leerlaufleistung dieser Anlage nicht aufgefallen“, sagt Stefan Filthaus, geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens. „Jetzt können wir dem Thema nachgehen, die versteckten Stromverbraucher abstellen und mehrere Tausend Euro im Jahr einsparen.“
Cloud-basierte Lösung mit Echtzeitanalyse
Die Software „iMAGOxt“ ist Cloud-basiert und erfasst Messdaten an ausgewählten Verbrauchspunkten. Diese werden analysiert, in Trends übersetzt und in Form benutzerdefinierter Kennzahlen aufbereitet. Der Energieverbrauch wird dabei nicht nur als Effizienzgröße verstanden, sondern auch als strategischer Wert zur Unternehmenspositionierung. Großkunden fordern zunehmend Nachweise über den CO2-Fußabdruck der gelieferten Produkte, eine Anforderung, die sich mit „iMAGOxt“ erfüllen lässt. „Der Energieverbrauch ist nicht nur eine Effizienzkennzahl, sondern ein vermarktungsfähiger Wert, der die Positionierung und Glaubwürdigkeit des Unternehmens stärkt und damit die langfristige Resilienz erhöht“, betont Federico Colombo, Vertriebsexperte bei Wittmann Digital, dem Softwarehaus innerhalb der Wittmann Gruppe.
Filthaus-Anwendungen in Verpackung und Technik
Das Produktportfolio von Filthaus umfasst sowohl Verpackungslösungen als auch technische Bauteile. Beide Bereiche eint ein hoher Anteil an Energiekosten, im Schnitt rund 20 Prozent. Entsprechend bedeutsam ist ein präzises Energiemanagement, um Kostensteigerungen abzufangen und die Margen zu sichern. Stefan Filthaus betont: „Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir Anstiege bei den Energiekosten durch einen niedrigeren Energieverbrauch ausgleichen.“ „iMAGOxt“ ermöglicht eine monetäre Bewertung des Energieeinsatzes entlang des gesamten Produktionsprozesses.
Energiemonitoring erlaubt intuitive Bedienung und hohe Flexibilität
Neben dem webbasierten Software-Dashboard liefert Wittmann passende Stromsensoren, die unabhängig vom Maschinentyp installiert werden können. Dies erlaubt eine herstellerunabhängige Überwachung der Energieflüsse. Bei Filthaus wurden 30 Messpunkte definiert, darunter Spritzgießzellen, Kühlanlagen, Druckluftkompressoren sowie der Hauptanschluss des Werks. Aus der Differenz zwischen Gesamtverbrauch und Produktionseinheiten lassen sich auch die Verbräuche von Verwaltung, Lager und IT-Infrastruktur ableiten. „,iMAGOxt‘ läuft systemunabhängig und funktioniert auch in einem Maschinenpark mit Systemen vieler unterschiedlicher Marken zuverlässig“, erklärt Rainer Grießmann, Konstrukteur bei Wittmann Battenfeld Deutschland, der das Unternehmen Filthaus bei der Implementierung der Software unterstützt.
Transparenz bis auf Geräteebene
Die grafischen Darstellungen im System erlauben es, Energieverbrauch nach Zeitintervallen oder pro Produktionszelle auszuwerten. Filthaus nutzt die Werte zur Berechnung von CO2-Emissionen, Energiekosten und Stückpreisen. Besonders vorteilhaft ist die Möglichkeit, sämtliche Daten mobil und ohne App-Zwang abzurufen. So lassen sich Entscheidungen standortunabhängig treffen.
Neben den Spritzgießproduktionszellen wurden auch zwei Kühlanlagen und die beiden großen Druckluftkompressoren ins Energiemonitoring integriert. Darüber hinaus ist der Hauptanschluss als eigene Messstelle definiert worden. Ziel war es, den Stromverbrauch von Verwaltung und Lagerhaltung inklusive Beleuchtung, IT-Infrastruktur, Wärmepumpe und anderer nicht produktionsspezifischer Verbraucher zu ermitteln. Dies sollte auf Basis der Differenz der Gesamtleistung im Gebäude und des Produktionsequipments erfolgen. Insgesamt wurden somit 30 Messstellen im Hause Filthaus installiert und vernetzt.
Energiemonitoring der einzelnen Verbräuche
In der Software lassen sich die einzelnen Verbräuche wahlweise in Kilowattstunden oder Tonnen CO2, jeweils bezogen auf ein Kilogramm verarbeitetes Material, anzeigen. Bei kräftiger Sonneneinstrahlung liegen diese Werte jeweils niedriger, denn Filthaus hat 2024 in eine Photovoltaikanlage investiert. „Im Sommer gibt es Tage, an denen wir komplett unabhängig vom Stromnetz produzieren“, sagt Stefan Filthaus. „Das verbessert den CO2-Footprint der Produkte und spart Geld.“ Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass sich Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit immer auch finanziell rechnen müssen.
Stromspitzen analysieren und vermeiden
Derzeit dreht sich ein aktuelles Projekt bei Filthaus mit der Reduktion von Stromspitzen, die zu erhöhten Bereitstellungskosten führen können. „iMAGOxt“ liefert die benötigten Daten, um Ursachen zu analysieren und Lastprofile anzupassen. Durch präzise Analyse lassen sich gezielt Maßnahmen zur Reduktion des Spitzenbedarfs ableiten.
Zusammenarbeit mit Wittmann
Die enge Kooperation mit dem nur wenige Meter entfernten Softwarehaus von Wittmann fördert schnelle Umsetzungen und zielorientierte Abstimmungen. Der konstruktive Austausch mit den Entwicklungsteams von Wittmann trägt wesentlich zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Systems bei. „Man kann sich auch mal ganz spontan persönlich treffen“, so Grießmann. Für Stefan Filthaus ist es noch mehr, was die gute Zusammenarbeit ausmacht: „Wir sprechen auf Augenhöhe miteinander und alle unsere Ansprechpartner sind schnell und zielorientiert in der Umsetzung. Das Unkomplizierte im Umgang miteinander, das schätze ich am meisten.“