Hitzestabilität in kundenspezifischen Kunststoffanwendungen automatisiert testen

Kreislaufwirtschaft mit allen Partnern der Wertschöpfungskette

Anwendungstechnisches Labor in Krefeld-Uerdingen von Lanxess

Mit einem breiten Portfolio präsentiert sich Lanxess in diesem Jahr auf der internationalen Kunststoffmesse K in Düsseldorf. Auf der rund 700 m2 großen Standfläche des Spezialchemie-Konzerns geht es vor allem um die Themen Neue Mobilität, Urbanisierung und Digitalisierung. „Weltweit entstehen zurzeit innovative Mobilitätslösungen und moderne urbane Konzepte. Das sind für uns und unsere Kunden wichtige Wachstumsfelder. Dafür entwickeln wir stetig nachhaltige Materiallösungen und Technologien und setzen dabei auch auf neue Möglichkeiten der Digitalisierung“, erklärte Vorstandsmitglied Hubert Fink. „Insgesamt zeigen mit High Performance Materials, Urethane Systems, Polymer Additives, Rhein Chemie, Inorganic Pigments und Advanced Industrial Intermediates sechs von elf Geschäftsbereichen ihre Produkte auf der K 2019.

Der Geschäftsbereich High Performance Materials stellt eine breite Palette neuer Produkte für die Elektromobilität vor. „Wir wollen mit unseren Materialien den verschiedenen Antriebskonzepten der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen. Hierbei fokussieren wir uns auf unterschiedliche Technologien, von Mild Hybrid über Plug-in-Hybrid bis hin zu reinen Elektrofahrzeugen. Unsere Entwicklungen zielen außerdem auf weitere Mobilitätstrends wie etwa das autonome Fahren oder die digitale Konnektivität“, sagte Michael Zobel, Leiter des Geschäftsbereichs High Performance Materials. Neue Materialien sind etwa orange eingefärbte, wärmestabilisierte Compounds für Hochvoltanwendungen oder Werkstoffe, die bei Kontakt mit stromführenden Metallteilen die Elektrokorrosion unterdrücken. Weitere Beispiele sind halogenfrei flammgeschützte Materialien für Bauteile wie Zellhalter oder Endplatten von Batterien. Beim Thema Leichtbau konzentriert sich das Unternehmen auf die Hohlprofil-Hybridtechnik und die Thermoplast-Composites der Marke Tepex. Zobel erklärte: „Unser Verbundwerkstoff etabliert sich im strukturellen Leichtbau immer mehr in der Großserie. Auf der K zeigen wir eine hochbelastbare Sitzschale und einen integrierten Frontendträger aus Tepex, die beide eine exzellente Crash-Festigkeit aufweisen.“

Investition in Blasformanlage und Lösungen für Urbanisierung

Auf der K werden auch neue Compounds für das wirtschaftliche Blasformen von Bauteilen, für das Luftmanagement von aufgeladenen Verbrennungsmotoren sowie von Linern für wasserstoff- und erdgasbetriebene Fahrzeuge vorgestellt. „Wir haben in unserem Kunststoff-Technikum in Dormagen eine hochmoderne Blasformanlage in Betrieb genommen und ein globales Team gegründet, das Materialien für spezielle Anwendungen entwickelt“, so Zobel.

Für Stecker und Schalter in modernen Smart Home Systemen bietet sich das Polyamid 6-Compound Durethan BG 60 XXF an. Dieser sehr verzugsarme Kunststoff wird beispielsweise als Schalterhalter für die Produktserie „Living Now“ des italienischen Herstellers von Elektronikkomponenten Bticino genutzt. Das Bauteil erfüllt dank des Materials höchste Anforderungen in puncto Planarität, Maßhaltigkeit und Steifigkeit.

Der Geschäftsbereich Urethane Systems konzentriert sich auf der Messe auf seine Low Free(LF)-Technologie. Mit ihr lassen sich PU-Präpolymere formulieren, die weniger als 0,1 Gewichtsprozente freies Isocyanat enthalten und strengste Auflagen hinsichtlich industrieller Hygiene erfüllen. „Diese Adiprene LF-Präpolymere sind daher nicht von dem EU-weit anstehenden Beschränkungsverfahren für Diisocyanate betroffen. Gleichzeitig verbessern sie die mechanischen Eigenschaften der PU-Endprodukte. Deshalb bieten wir in Zukunft alle Produkte der Adiprene LF-Reihe, auch solche auf Basis von MDI, mit Isocyanat-Gehalten von unter 0,1 Prozent an“, erklärte Markus Eckert, Leiter von Urethane Systems. Exponat-Highlights des Geschäftsbereichs sind ein Achterbahnwagen mit extrem abriebfesten und dynamisch belastbaren PU-Radbelägen auf Basis von Adiprene LF pPDI sowie sehr verschleißfeste, hitze- und feuchtestabile Sternräder auf Basis von Adiprene LF TDI für Förder- oder Trennvorrichtungen in modernen Recyclinganlagen.

Neue Flammschutzmittel für Dämmstoffe und wirksamer Ozonschutz

Der Geschäftsbereich Polymer Additives ist weltweit einer der führenden Anbieter unter anderem von brom- und phosphorhaltigen Flammschutzmitteln. Er stellt mit dem oligomeren Levagard 2000 und dem reaktiven Levagard 2100 zwei Flammschutzmittel für Polyisocyanurat(PIR)-Hartschaum vor, die exzellente Ergebnisse in Brandversuchen nach EN ISO 11925-2 zeigen. „Ihr Vorteil gegenüber anderen Systemen mit ähnlich brandhemmender Wirkung ist, dass sie kaum bzw. nicht flüchtig sind und nur geringfügig weichmachend wirken“, erläuterte Geschäftsbereichsleiter Karsten Job. Mit Emerald Innovation 3000 bietet Lanxess außerdem ein polymeres, bromiertes Flammschutzmittel für geschäumtes Polystyrol an, das in puncto Flammwidrigkeit eine ebenbürtige Alternative zu Hexabromcyclododecan (HBCD) ist, das in der EU nicht zugelassen ist.

Der Geschäftsbereich Advanced Industrial Intermediates stellt  Antioxidantien und Antiozonantien in den Mittelpunkt: zum Beispiel Vulkazon AFS, ein Alterungsschutzmittel für Latex, Kautschuk und Gummi, das die Rissbildung unter Ozoneinwirkung verhindert und nicht zu Verfärbungen führt. Der Geschäftsbereich Rhein Chemie stellt neue aramidfaserverstärkte Masterbatche der Reihe Rhenogran P91-40 zur Herstellung technischer Gummiwaren vor, zum Beispiel für hitzebeständige, langlebige und abriebfeste Silikonartikel wie Dichtringe oder -lippen.

Der Geschäftsbereich Inorganic Pigments bietet ein Schwarzpigment an, das den Infrarot-Anteil des Sonnenlichts um 20 Prozent stärker reflektiert als herkömmliche Schwarzpigmente. Großes Einsatzpotenzial besteht in Kunststoffdächern und -fassaden, um die Gebäudeinnentemperatur zu senken.

Künstliche Intelligenz in der Produktentwicklung

Lanxess will künftig digitale Technologien noch stärker nutzen: mit digitalen Geschäftsmodellen, der Einführung neuer Technologien entlang der Wertschöpfungskette sowie der Analyse und Nutzung von großen Datenmengen. Der Konzern setzt beispielsweise auf künstliche Intelligenz (KI) zur Verbesserung seiner Kunststoffe. Im Kern geht es darum, die Rezepturen von Glasfaserschlichten, die zur Verstärkung von Kunststoffen dienen, zu optimieren. Dazu kooperiert das Unternehmen mit dem KI-Unternehmen Citrine Informatics aus dem kalifornischen Redwood City, USA. Michael Zobel, Leiter des Geschäftsbereichs High Performance Materials, erläuterte: „Wir wollen die Entwicklungszeit der optimierten Rezepturen um mehr als die Hälfte verkürzen, um mit neuen, leistungsfähigeren Produkten schneller am Markt zu sein.“

Der Aufbau geschlossener Stoffkreisläufe bei der Herstellung und Anwendung von Kunststoffen ist für Lanxess ein zentrales Zukunftsthema. Dabei setzt der Konzern auf einen ganzheitlichen Ansatz: Gemeinsam mit Kunden und deren Abnehmern stößt das Unternehmen derzeit dazu Pilotprojekte an. Zobel erklärte: „Der Aufbau solcher ressourcenschonenden Stoffkreisläufe gelingt nur, wenn alle Partner der Wertschöpfungskette eng zusammenarbeiten. Ein Ziel ist, Kunststoffe von vornherein so auszulegen, dass sie gut rezyklierbar sind.“