Biomethanolbasierte Fest- und Flüssigsiliconkautschuke auf der K 2022

Zitronenpresse aus Silmix Eco R plus TS 40002 (Design: Lékué)

Auf der 22. internationalen Fachmesse für Kunststoff und Kautschuk K 2022 stellt Wacker erstmals Siliconkautschuke für Industrieanwendungen vor, deren Vorprodukte auf pflanzlichen Rohstoffen basieren. Unter dem Namen Elastosil Eco gehen mehrere biomethanolbasierte Produktlinien an den Start, darunter ein Flüssig- und sechs Festsiliconkautschuke sowie ausgewählte Siliconcompounds der Marke Silmix. Der Einsatz von Biomethanol in der Siliconproduktion trägt zur Schonung fossiler Ressourcen bei. Die Kunststoffmesse K 2022 findet vom 19. bis 26. Oktober in Düsseldorf statt.

Die chemische Industrie ist bestrebt, den Einsatz fossiler Rohstoffe kontinuierlich zu reduzieren. Ein Ansatz besteht darin, diese durch identische Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen zu ersetzen. Am besten geht das mit der Massenbilanz. Das Verfahren bietet die Möglichkeit, Rohstoffe aus fossilen und nachwachsenden Quellen gleichzeitig zu verarbeiten und diese in dem Verhältnis, in dem sie verwendet wurden, später produktspezifisch zuzuordnen. Die Massenbilanz stellt also sicher, dass nur solche Produkte mit dem Etikett „biobasiert“ gekennzeichnet werden, die nachweislich auf nachwachsenden Rohstoffen basieren.

Die wichtigsten Rohstoffe für die Siliconherstellung sind Silicium und Methanol. Methanol wird zunächst zu Methylchlorid, anschließend im Müller-Rochow-Prozess mit elementarem Silicium zu einem Gemisch verschiedener Methylchlorsilane umgesetzt, die im weiteren Produktionsprozess eine maßgebliche Rolle spielen. Wacker verwendet seit 2018 sowohl petrochemisch erzeugtes als auch pflanzenbasiertes Methanol, sogenanntes Biomethanol in der Produktion. Dabei wird die Menge des verwendeten Biomethanols immer massenbilanziert. Das Verfahren, das Wacker für diese Massenbilanzen einsetzt, wurde vom Tüv Nord nach dem Redcert-2 Standard zertifiziert und wird in regelmäßigen Abständen überprüft. Damit ist sichergestellt, dass die Menge der verkauften Eco-Produkte immer mit der Menge an eingesetztem Biomethanol korrespondiert.

Die Massenbilanz lässt sich auch für anwendungsfertig formulierte Siliconcompounds nutzen. Diese enthalten außer dem Siliconkautschuk auch Pigmente und andere organische Hilfsstoffe. Solche Zusätze lassen sich ebenfalls durch entsprechende Mengen Biomethanols kompensieren. Apropos Biomethanol: Gemäß Redcert-2 Standard muss der Rohstoff aus nachwachsenden Quellen stammen. Wacker verwendet ausschließlich Biomethanol aus Pflanzenresten, die sich weder zur Herstellung von Lebensmitteln eignen noch an Tiere verfüttert werden dürfen.

Wacker bietet bereits heute eine Reihe von Siliconen als Eco-Typen an. Dazu zählen Siliconöle, Entschäumer, Textilweichmacher, Silicontrennmittel sowie Silicondichtstoffe. Nun erhält die Elastosil Eco-Familie Nachwuchs. Ab Herbst sind mehrere Siliconkautschuke in der biomethanolbasierten Variante erhältlich. Im Bereich der Flüssigsiliconkautschuke geht als erstes Elastosil Eco LR 5040 an den Start. Sechs Härtegrade der temperfreien und extrem weiterreißfesten Type können in der Eco-Variante geordert werden. Bei den Festsiliconkautschuken haben Kunden die Wahl zwischen zwei Produktlinien: dem peroxidvernetzenden Allrounder Elastosil Eco R 401 (Härtegrad: 40 Shore A) und dem additionsvernetzenden, besonders weiterreißfesten Festsilicon Elastosil Eco R plus 4020 (40 Shore A).

Darüber hinaus bietet Wacker auf Wunsch auch biomethanolbasierte Festsiliconcompounds an. Während der internationalen Kunststoffmesse K 2022 wird die Verarbeitung der Kautschukmischung Silmix Eco R plus TS 40002 auf einer Spritzgießmaschine der Firma Engel demonstriert (Werkzeug: Nexus, Bauteildesign: Lékué; Halle 6, Stand A10). „Mit diesem Angebot stehen unseren Kunden zwei vielseitig einsetzbare Festsiliconkautschuke und ein temperfreier Flüssigsiliconkautschuk für besonders sensible Anwendungen als Eco-Produkt zur Verfügung“, betont Dr. Martin Bortenschlager, Leiter des Business Teams Engineering Silicones EMEA & LATAM. Der für die Region Europa, Mittlerer Osten, Afrika und Lateinamerika verantwortliche Manager registriert seit einiger Zeit steigendes Interesse an ressourcenschonend und damit nachhaltiger hergestellten Produkten. Eine Erweiterung des derzeitigen Eco-Portfolios kann sich der Siliconexperte durchaus vorstellen. „Wir wollten im ersten Schritt zeigen, dass wir in der Lage sind, ressourcenschonende Produkte sowohl beim Kautschuk als auch bei kundenspezifisch formulierten Siliconcompounds anzubieten. Das ist aber erst der Anfang. Auf Nachfrage lassen sich jederzeit weitere Produkte auf Biomethanol umstellen.“

Umsatteln auf die neue Eco-Linie geht übrigens problemlos. Weil Methanol und Biomethanol chemisch identisch sind, weisen auch Elastosil- und Elastosil Eco-Produkte keine Unterschiede auf, betont Bortenschlager. „Wer auf Elastosil Eco umsteigen möchte, kann das jederzeit tun, ohne langwierige und teure Testreihen fahren zu müssen. Unsere biomethanolbasierten Silicone besitzen die gleichen Eigenschaften wie fossilbasierte Produkte und lassen sich folglich auch identisch verarbeiten.“ Sie finden Wacker auf der K 2022 in Düsseldorf in Halle 6, Stand A10.