Chemisches Recycling ermöglicht geschlossenen Kunststoffkreislauf
Coveris und Sabic etablieren Kreislaufwirtschaft bei Medizinverpackungen
Mittwoch, 12. November 2025
| Redaktion
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Das Projekt von Coveris und Sabic in Zusammenarbeit mit dem Zuyderland Medical Centre und Artivion zeigt, dass Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen im Gesundheitswesen möglich ist
Das Projekt von Coveris und Sabic in Zusammenarbeit mit dem Zuyderland Medical Centre und Artivion zeigt, dass Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen im Gesundheitswesen möglich ist, Bild: Coveris

Mit einem Pilotprojekt im Gesundheitswesen zeigen Coveris und Sabic, dass sich die Kreislaufwirtschaft auch in hochregulierten Bereichen wie der Medizintechnik umsetzen lässt. Gemeinsam mit dem Zuyderland Medical Centre, Artivion und weiteren Partnern wurde ein geschlossener Materialkreislauf für medizinische Verpackungen etabliert. Dies ist ein Novum in der Branche.

Krankenhausabfälle aus PE und PP als Rohstoffquelle

Kunststoffabfälle aus Krankenhäusern gelten bislang als schwer wiederverwertbar. In Europa werden jährlich rund 1.700 Kilotonnen nicht kontaminierter medizinischer Kunststoffe, überwiegend aus Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP), verbrannt, obwohl sie technisch recycelbar sind. Die hohen Anforderungen an Hygiene und Patientensicherheit erschweren bislang geschlossene Materialkreisläufe.

Im Rahmen des Projekts sammelte das Zuyderland Medical Centre seit 2024 nicht kontaminierte Verpackungsabfälle getrennt vom übrigen Klinikmüll. Die Materialien werden in speziell gekennzeichneten rosa Säcken erfasst und dienen als Ausgangsstoff für den Recyclingprozess.

Chemisches Recycling ermöglicht geschlossenen Kreislauf

Sabic wandelt die gesammelten Kunststoffabfälle über Pyrolyse zunächst in Öl um. Aus diesem Pyrolyseöl entsteht zertifiziertes zirkuläres Polyethylen (PE), das den Anforderungen für den medizinischen Einsatz entspricht. Dieses Material, Teil der Sabic-Trucircle-Initiative, wird anschließend an Coveris geliefert und in den Produktionsprozess zurückgeführt.

In den Werken in Halle und Rohrdorf extrudiert Coveris daraus Folien und verarbeitet diese zu sterilen Beuteln für medizinische Anwendungen. Die fertigen Verpackungen werden an Artivion geliefert, wo sie für chirurgische Produkte verwendet werden, bevor sie an das Zuyderland Medical Centre zurückkehren. Damit schließt sich der Materialkreislauf vollständig. Dieses Modellbeispiel zeigt eine funktionierende Kreislaufwirtschaft im Gesundheitswesen. Der Rezyklatanteil in den Verpackungen liegt aktuell bei 25 Prozent.

Kooperation als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft

Das Projekt beweist, wie durch Kooperation entlang der Wertschöpfungskette neue Stoffkreisläufe erschlossen werden können. Die Initiative verbindet Akteure aus Chemie, Medizintechnik und Verpackungsindustrie zu einem gemeinsamen Ziel: Abfall vermeiden und Ressourcen im Kreislauf halten. Jan-Willem Bruijsten, Segment Director Medical bei Coveris, betont: „Bei Coveris sehen wir Zusammenarbeit als Schlüssel zu einer zirkulären Zukunft und sind sehr stolz darauf, Teil dieser wegweisenden Initiative zu sein. Sie beweist, dass Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen im Gesundheitswesen möglich ist. Das Projekt entspricht voll und ganz den Kernwerten unserer No-Waste-Vision. Diese Partnerschaft ist ein perfektes Beispiel dafür, wie wir durch gemeinsame Anstrengungen etwas bewegen können.“

Nachhaltigkeit als industrieübergreifende Aufgabe

Auch Sabic sieht im Projekt ein Beispiel für die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft in industriellen Prozessen. Khaled Al-Jalawi, Global Circular Economy Director bei Sabic, erklärt: „Wir freuen uns über dieses wegweisende Pilotprojekt für ein zirkuläres Geschäftsmodell, das das Potenzial zirkulärer Kunststoffinnovationen aufzeigt, wenn führende Akteure aus dem gesamten medizinischen Ökosystem eng zusammenarbeiten. Nicht kontaminierte medizinische Kunststoffabfälle stellen eine wertvolle Rohstoffquelle dar, und die Sabic-Trucircle-Lösungen könnten eine wichtige Rolle bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft im Gesundheitswesen spielen.“

„No Waste“-Vision in der Umsetzung

Das Full-Circle-Projekt von Coveris ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmensinitiative „No Waste“. Diese zielt darauf ab, Abfälle in allen Formen zu vermeiden, von Verpackungsmaterialien über Produktionsreste bis hin zu Prozessverlusten. Durch die Rückführung von medizinischen Verpackungen in den Wertstoffkreislauf wird dieser Anspruch erstmals im Gesundheitssektor umgesetzt. Das Modellprojekt gilt als Beispiel dafür, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktionieren kann, unter Wahrung höchster medizinischer Standards. Sie finden Coveris vom 17. bis 20. November auf der Compamed 2025 in Düsseldorf in Halle 8B am Stand J25.

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