Mura Technology feiert Pre-Opening der weltweit ersten Hydro-PRS-Anlage

Recyclingverfahren senkt CO2-Ausstoß um bis zu 80 Prozent

Hydro-PRS-Anlage von Mura Technology

Mura Technology hat Ende Oktober 2023 die Inbetriebnahme der weltweit ersten Hydro-PRS-Anlage in Großbritannien mit einem Pre-Opening gefeiert. Hydro-PRS steht für Hydrothermal Plastic Recycling Solution und ist ein chemisches Recyclingverfahren. Kunststoffabfälle werden nicht verbrannt, sondern nur mit Druck, Hitze und Wasser in 30 Minuten wieder zu Rohöl. Dieses neuartige Recycling geht jetzt erstmals im kommerziellen Maßstab an den Start. Unterstützt wird das britische Unternehmen von Igus. Für beide Partner ist der Betrieb der besonderen Recyclinganlage ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe.

2024 soll die Anlage von Mura Technology im englischen Teesside in Betrieb gehen. Sie nutzt Wasser mit hoher Temperatur und hohem Druck, sogenanntes überkritisches Wasser, um Produkte wie Folien, Töpfe oder Becher aus mehrschichtigen Mischkunststoffen in neuwertige, recycelte Kohlenwasserstoff-Rohstoffe umzuwandeln. Die daraus gewonnenen Rohstoffe können für die Herstellung neuer Kunststoffe und anderer Produkte verwendet werden. Die Kapazität der Anlage beträgt 20.000 Tonnen pro Jahr und soll perspektivisch auf mehr als das Dreifache erhöht werden. Bisher konnten solche Compounds im mechanischen Recycling nur mit großem Aufwand sortenrein getrennt werden und landeten daher meist in der Verbrennung.

Neue Art der Rückverwertung spart 80 Prozent CO2-Emissionen

Durch die Rückverwandlung von Kunststoffabfällen in neue Ersatzrohstoffe geht kein Rohöl als wertvoller fossiler Rohstoff verloren. Gleichzeitig zeigen unabhängige Lebenszyklusanalysen der WMG an der University of Warwick, dass die CO2-Emissionen um 80 Prozent geringer sind als bei der Verbrennung. Im Vergleich zu fossilen Rohstoffen auf Erdölbasis erzeugt Hydro-PRS Produkte mit gleichem oder geringerem Treibhauspotenzial und spart pro Tonne verarbeiteter Kunststoffabfälle bis zu rund fünf Barrel Öl ein. Aufgrund dieser Technologie kann ein und dasselbe Material unbegrenzt oft recycelt werden. Das bedeutet, dass dieses Verfahren das Potenzial hat, Einwegkunststoffe erheblich zu reduzieren und die Recyclingfähigkeit von Materialien in der Kunststoffindustrie dauerhaft zu erhöhen. „Diese Technologie ist ein echter Wendepunkt im Kunststoffrecycling. Wir sind stolz darauf, Mura als erster Partner auf diesem Weg zu begleiten“, sagt Igus-Geschäftsführer Frank Blase. Er hatte im Jahr 2019 von Hydro-PRS gelesen und war von der Zukunftsfähigkeit der Technologie überzeugt. Igus hat mittlerweile fünf Millionen Euro investiert, um Mura von der Start-up-Phase bis zur Kommerzialisierung der Technologie zu unterstützen. Auch in Deutschland soll bis 2025 in Böhlen eine Anlage zum Recycling von 120.000 Tonnen Kunststoffabfällen pro Jahr entstehen.

Erklärtes Ziel von Igus: Kunststoffe in eine Kreislaufwirtschaft überführen

Als kunststoffproduzierendes Unternehmen fühlt sich Igus auch dafür verantwortlich, die Umweltbilanz seiner Werkstoffe kontinuierlich zu verbessern. Die Unterstützung der Hydro-PRS-Technologie ist dabei nur einer von vielen Bausteinen. Igus nutzt 99 Prozent der Kunststoffabfälle aus der eigenen Produktion für neues Granulat für die Spritzgießmaschinen. 2019 startete das Unternehmen zudem „Chainge“, eine digitale Recycling-Plattform für ausrangierte Energieketten und andere Bauteile aus technischen Kunststoffen. Im Jahr 2022 ist die erste Energiekette aus 100 Prozent Rezyklat entstanden. Mit dem Igus-Bike Projekt hat das Unternehmen zudem ein Kunststofffahrrad für eine nachhaltige urbane Mobilität entwickelt, dessen Rahmen und Räder aus Kunststoffabfällen wie alten Fischernetzen hergestellt werden können. Kunststoffabfälle auf Mülldeponien und in den Weltmeeren werden so in eine wertvolle Ressource umgewandelt.