Chemisches Recycling: Folienhersteller Südpack übernimmt Mehrheitsanteile an Carboliq

Dirk Hardow zum Geschäftsführer ernannt

Dirk Hardow, Geschäftsführer von Carboliq

Anfang Januar 2024 hat Südpack weitere Anteile an der Unternehmung Carboliq übernommen und bestellt Dirk Hardow zum Geschäftsführer. Damit unterstreicht der Hersteller von Verpackungsfolien sein Engagement im Bereich der Kreislaufführung von Kunststoffen und dem chemischen Recycling als komplementärer Recyclingtechnologie. Dirk Hardow, der bei Südpack als Leiter des Bereichs Funktionsfolien und Compounds unter anderem für die Entwicklung und Implementierung von Kreislaufmodellen verantwortlich zeichnet, wird das Unternehmen zukünftig als Geschäftsführer leiten. Die Übernahme der Mehrheitsanteile an Carboliq wurde am 15. Dezember 2023 unterzeichnet. Für Erik Bouts, CEO bei Südpack, bedeutet dies „einen logischen nächsten Schritt. Wir sehen die Carboliq-Technologie als einen unabdingbaren Baustein für den Transformationsprozess unserer Industrie in Richtung einer zirkulären Wirtschaft.“

Mit der Übernahme untermauert der Folienhersteller zugleich seine führende Position in puncto Kreislaufwirtschaft in der Industrie für flexible Verpackungen. Denn bis dato ist Südpack der einzige Hersteller von flexiblen Folien, der direkten Zugang zu Kapazitäten für das chemische Recycling hat. „Wir sind zutiefst von den Vorteilen dieser fortschrittlichen Technologie im Vergleich zu anderen Verölungsverfahren überzeugt“, unterstreicht Dirk Hardow. „So bietet die Carboliq Technologie in Bezug auf Energieverbrauch sowie Verarbeitungsfenster unterschiedlichster Wertstoffe aus unserer Sicht bedeutende Vorteile gegenüber anderen Verfahren“, führt Hardow weiter aus.

Kuststoffrecycling durch Direktverölung

Konkret handelt es sich bei Carboliq um einen fortgeschrittenen thermo-chemischen Prozess, der auch als Direktverölung bezeichnet wird. Er verursacht nach Herstellergaben kaum Emissionen Zu anderen Pyrolyseverfahren unterscheidet sich der Carboliq-Prozess maßgeblich durch seine Flexibilität hinsichtlich der Infeed-Materialen, die nicht unbedingt polyolefinischen Ursprungs sein müssen. Aufgrund dieser hohen Feedstock-Toleranz eignet sich Carboliq auch für das Verölen von verunreinigten, gemischten oder anderen Kunststoffen und ebenso von flexiblen Verpackungen und hochkomplexen Mehrschichtfolien, für die bislang nur die Verbrennung in Frage kam. Ein weiterer Vorteil: Der Prozess findet bei einer niedrigeren Temperatur von unter 400 Grad Celsius statt. Die niedrige Prozesstemperatur, die Einstufigkeit des Verfahrens und die Einbringung der Energie über Friktion direkt ins Material ermöglichen die Stoffumwandlung bei relativ geringem Energieeinsatz durch Friktionsenergie.

Südpack realisiert erster Kundenprojekte für chemisches Recycling

Erste Pilotprojekte mit Kunden konnten bereits erfolgreich realisiert werden oder befinden sich aktuell in der Umsetzungsphase. „Wir gehen davon aus, dass das chemische Recycling im Rahmen der anstehenden PPWR (Packaging & Packaging Waste Regulation) eine tragende Rolle spielen wird, nicht zuletzt, um die geforderten Rezyklateinsatzquoten insbesondere bei der Herstellung von Lebensmittelverpackungen zu ermöglichen“, prognostiziert Dirk Hardow.

Vollwertiges Substitut fossiler Ressourcen

Derzeit ist das Anlagenkonzept von Carboliq, bezogen auf hochkalorische Einsatzfraktionen und im vollkontinuierlichen Betrieb, auf eine jährliche Ausbringung von etwa 10.000 Tonnen ausgelegt. Der unter dem Namen Circular Liquid Ressource (CLR) vermarktete Sekundär-Rohstoff ähnelt dabei in vielen wesentlichen Eigenschaften fossilem Erdöl bzw. den daraus gewonnenen Produkten. Er ist somit ein vollwertiges Substitut fossiler Ressourcen.
Dirk Hardow freut sich darauf, Kunden für die Technologie zu begeistern und das Verfahren gemeinsam mit dem Team von Carboliq weiter im Markt zu etablieren. Denn: „Der Übergang zu einer zirkulären Wirtschaft kann unserer Meinung nach nicht nur ausschließlich mit dem mechanischen Recycling, sondern vielmehr durch einen gesunden Mix unterschiedlichster Technologien bewältigt werden.“